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Zum Euler-Jubiläum

Am 15. April 2007 jährte sich zum 300. Mal der Geburtstag des großen Schweizer Mathematikers Leonhard Euler. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Veranstaltungen, Ausstellungen, Filmen und Internet-Präsentationen gedenkt die wissenschaftliche Welt dieses Jubiläums.

In Zusammenarbeit mit dem IT-Service gestaltete auch das Akademiearchiv eine Euler-Präsentation auf der Homepage der BBAW.

Von 1727 bis 1741 an der Petersburger Akademie der Wissenschaften tätig, folgte Leonhard Euler im Sommer 1741 einem Ruf des Preußenkönigs Friedrich II. an die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin. Als ordentliches Mitglied und Direktor der mathematischen Klasse wirkte Euler 25 Jahre wissenschaftlich äußerst erfolgreich an Preußens bedeutendster Wissenschaftsinstitution, bevor er 1766 an die Petersburger Akademie der Wissenschaften zurückkehrte. In dieser Schaffensperiode veröffentlichte er allein in den Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften 93 wissenschaftliche Arbeiten. Mehr als 3000 im Akademiearchiv verwahrte Dokumente von, an und über Euler dokumentieren dessen umfassende wissenschaftliche und wissenschaftsorganisatorische Tätigkeit an der Berliner Akademie der Wissenschaften. Aus diesem reichhaltigen Quellenfundus wurde signifikante Dokumente für die Euler-Präsentation ausgewählt, die Eulers Wirken als Akademiemitglied, Reorganisator der Akademie, Direktor der mathematischen Klasse, Gutachter der Akademie, Leiter der Akademieverwaltung und als Redakteur des Schulatlasses der Akademie verdeutlichen. Diese Dokumente sind als Scans und in transkribierter Form unter dem Button Euleriana auf der Euler-Website der BBAW (Akademie Aktuell) einsehbar.

Bei den Recherchen für die Euler-Präsentation konnten auch einige neue Erkenntnisse gewonnen werden, die weniger das wissenschaftliche Wirken Eulers als vielmehr dessen privates Umfeld betreffen. 1753 hatte sich Euler für 6000 Taler ein Landgut gekauft, um seine vielköpfige Familie preiswert mit frischen Produkten aus der Landwirtschaft zu versorgen. Bisher war in der Euler-Literatur lediglich bekannt, dass sich dieses Gut bei der Stadt Charlottenburg befunden habe. Als 1760 im Verlaufe des Siebenjährigen Krieges russische Truppen Berlin und Umgebung heimsuchten, blieb auch Eulers Landgut nicht verschont. Aus einer im Brandenburgischen Landeshauptarchiv überlieferten Schadensliste der Stadt Charlottenburg über diese Plünderungen wissen wir nun, dass Eulers Landgut in dem zur Stadt Charlottenburg gehörigen Dorf Lietzow lag. Als Rest des ursprünglichen Dorfangers von Lietzow hat sich bis heute noch eine kleine Grünfläche beim Charlottenburger Rathaus in der Straße Alt-Lietzow vor der Lietzow-Kirche erhalten. Das Euler-Jubiläum sollte für den Stadtbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ein hinreichender Anlass sein, um durch Anbringen eines Gedenksteins auf dieser Grünfläche Leonhard Euler zu ehren.

Die Verluste an Getreide, Futter und Vieh auf Eulers Landgut durch die russischen Truppen waren übrigens beträchtlich. Allein sein Viehbestand wurde um 2 Pferde, 13 Rinder, 7 Schweine und 12 Schafe dezimiert.

Während des Siebenjährigen Krieges betätigte sich Euler dank seiner ausgezeichneten Russischkenntnisse auch als Übersetzer für den preußischen Staat. Da im Krieg Kuriere die einzige Verbindung zwischen dem Heerlager und dem jeweiligen Hof herstellten, bot das Abfangen von Kurieren eine günstige Gelegenheit, um über die Intentionen des Kriegsgegners Aufklärung zu erhalten. Im September 1758 wurde bei Neustettin durch das beherzte Eingreifen des dortigen Amtsrats ein Kurier der russischen Garde mit zwei Kosaken aufgegriffen. Der Kurier führte 79 Briefe mit sich, die für den russischen Hof bestimmt waren. Die Depeschen, größtenteils in russischer Sprache, wurden umgehend nach Berlin an das für deren Auswertung zuständige Kabinettsministerium gesandt. Die Übersetzung der russischsprachigen Briefe für das Ministerium besorgte Leonhard Euler. Die Eulerschen Übersetzungen konnten unlängst im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in der Repositur 63 (Geheimer Rat) aufgefunden werden. Zwei Briefe in russischer Sprache mit Eulers Übersetzung werden auf der Website der BBAW für Leonhard Euler präsentiert.