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Erstes Gutachten von L. Euler vom 27.10.1744 zu dem von Kriegsrat Ihering aus Aurich eingesandten Vorschlag, zur Verbesserung des ostfriesischen Deichwesens die Spittdobben mit dem Schlamm des Seewassers aufzufüllen | vorheriges | nächstes Dokument |
Text | 13 |
I-V-15, Bl. 13 | ← blättern → | Download |
Berlin, 27.10.1744
Die gantze Sach bey diesem Vorschlag kommt auf diese beyden Punkten an:
Was nun den ersten Punct betrifft, so ist derselbe nicht nur der Erfahrung gemäß, welche auf eben diese Art ihre Dyke Kuhlen auszufüllen pflegen dergestalt bestätiget, daß darüber kein Zweifel übrig bleibt. Was den anderen Punct anlangt, so muß derselbe entweder durch Nivelliren oder durch Anstellung einer Probe ausgemacht werden. Und wann sich hiebey keine Schwierigkeiten finden, so scheinet dieser Vorschlag nicht nur richtig zu seyn, sondern auch denjenigen Vortheil, welchen der Auctor verspricht zu schaffen. Dahero ich der Mühe werth zu seyn erachte, daß wegen der zweyten Puncts die nöthigen Untersuchungen angestellt werden. Leonhard Euler
¹ Das eigenhändig von L. Euler verfasste Gutachten entstand im Auftrage des Generaldirektoriums, der obersten Zentralbehörde des preußischen Staates. Am 30.9.1744 hatte sich das Generaldirektorium an die Direktoren der Akademie mit dem Ersuchen gewandt, den in Abschrift mitgeteilten Vorschlag des Kriegsrats Ihering aus Aurich zur Verbesserung des ostfriesischen Deichwesens durch Auffüllen der Spittdobben mit dem Schlamm des Seewassers zu prüfen und ein Gutachten anzufertigen.
Neben L. Euler hatten auch die Akademiemitglieder J. N. Lieberkühn und A. von Humbert Gutachten fertiggestellt. Alle drei Gutachten wurden am 12.11.1744 von der Akademie in Abschrift an das Generaldirektorium gesandt. ² Ihering, Sebastian Eberhard, geb. 1700, Kriegsrat und Regierungsdirektor in Aurich ³ Unter Spitdobben sind die vielen Gruben oder Löcher hinter den Deichdämmen zu verstehen, die durch Verwendung von Erdreich beim Anlegen der Deichanlagen entstanden waren. Der Vorschlag Iherings zielte darauf ab, diese Spittdobben wie in Holland mit dem Schlamm des Seewassers wieder anzufüllen und so im Verlaufe einiger Jahre fruchtbares Ackerland zu gewinnen. |
Archiv der BBAW, Bestand Preußische Akademie der Wissenschaften, I-V-15, Bl. 13; behändigte Reinschrift, egh.