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Übersetzer für den preußischen Staat im Siebenjährigen Krieg

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Als im Jahre 1758 große Teile Hinterpommerns von russischen Truppen besetzt waren, bot das Abfangen von russischen Kurieren, die die Verbindung zwischen dem russischen Heerlager und dem Hof in Petersburg herstellten, eine günstige Gelegenheit, um über die Intentionen des russischen Kriegsgegners Aufklärung zu erhalten. Im September 1758 wurde bei Neustettin durch das beherzte Eingreifen des dortigen Amtsrats ein Kurier der russischen Garde mit zwei Kosaken aufgegriffen. Der Kurier führte 79 Briefe mit sich, die für den russischen Hof bestimmt waren. Die Depeschen, größtenteils in russischer Sprache, wurden umgehend nach Berlin an das für deren Auswertung zuständige Kabinettsministerium gesandt. Die Übersetzung der russischsprachigen Briefe für das Ministerium besorgte Leonhard Euler, der durch seinen langjährigen Aufenthalt an der Petersburger Akademie der Wissenschaften der russischen Sprache mächtig war. Die ihm wichtig erscheinenden Briefe und Berichte, wie z. B. einen Brief über die Schlacht bei Küstrin oder einen Bericht über die Schlacht von Zorndorf, hat Euler vollständig ins Deutsche übersetzt. Da man sich vom Inhalt der Briefe wichtige Erkenntnisse über die Operationspläne der russischen Armee erhoffte, sollten die Übersetzungen in kürzester Frist erfolgen. Zu seiner Übersetzung des Berichts über die Schlacht von Zorndorf vermerkte daher Euler: "Die Übersetzung der Relation habe ich in der Geschwindigkeitt gemacht, und mich nach dem Russischen Stil gerichtet, weil daraus der Inhalt schon kann erkannt werden. Sollte für gut befunden werden, dieselbe bekannt zu machen, so könnte dieselbe leicht in eine bessere Schreibart eingekleidet werden ..." (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I.HA, Rep. 63 Geheimer Rat, Nr. 1451, Bl. 27). Bei einigen Briefen hat Euler lediglich kurze Inhaltsangaben auf den Originalbriefen vermerkt. Manche Briefe ohne relevanten Inhalt übersetzte er gar nicht erst. Aus der Fülle der von Euler angefertigten Übersetzungen sollen zwei Beispiele zusammen mit der russischen Originalfassung dargeboten werden. Im ersten Fall übersetzt Euler den Bericht eines für die russische Armee tätigen Agenten (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I.HA, Rep. 63 Geheimer Rat, Nr. 1447). Im zweiten Fall übersetzt Euler ein Schreiben des russischen Grafen Goloffkin aus Den Haag vom 22. September 1758 an den russischen General Fermor (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, I.HA, Rep. 63 Geheimer Rat, Nr. 1449).